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Ostklassiker-Klub zu Gast in Zwickau

Das "Rollende Museum"

Sonntag, 18. Oktober 2020, 08:40 Uhr
Der Fahrzeugbau kann in Zwickau auf eine lange Historie zurückblicken, mit der man sich auch im "August Horch Museum" befasst. Und die brachte man jetzt mit tatkräftiger Unterstützung als "rollendes Museum" auf die Straße. Mit dabei war auch der Ostklassiker Klub Wolkramshausen...

In Zwickau erprobte man jüngst das erste "rollende Museum" (Foto: Hubert Rein) In Zwickau erprobte man jüngst das erste "rollende Museum" (Foto: Hubert Rein)

n der über 100-jährigen Geschichte des Fahrzeugbaus in Deutschland besetzt der heutige Freistaat Sachsen einen der bedeutenden Plätze. Ausgang dieser technischen Entwicklung war der Bergbau in Sachsen seit dem Mittelalter, dessen Relikte heute zum Weltkulturerbe zählen. Der Abbau von Steinkohle und Edelmetallen schaffte bis ins 18. Jahrhundert die Grundlagen für Wohlstand und förderte zahlreiche Innovationen.

Mit dem Beginn der Technischen Revolution im 19. Jahrhundert, besonders aber mit der Entwicklung der ersten selbstfahrenden Mobile, wurde in Orten wie Reichenbach, Werdau und Zwickau das Zeitalter der Mobilität eingeläutet. Gestaltet wurde dieses Zeitalter in seinen Anfängen von technisch sehr begabten Ingenieuren, wie August Horch (1868-1951) oder Jörgen Skafte Rasmussen (1878-1964).

Horch gründete 1902 in Reichenbach (Sachsen) sein erstes Unternehmen, welches 1904 endgültig nach Zwickau verlegt wurde. Im Verlauf der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand nach Streitigkeiten mit Anteilseignern, der bis heute gültige Markenname Audi. Bedingt durch Forderungen eines Bankenkonsortiums, erfolgte 1932 der Zusammenschluss von Audi, Horch, DKW und der Autosparte von Wanderer zur Auto Union AG.

Das August Horch Museum in Zwickau blickt auf eine lange Tradition im Fahrzeugbau zurück (Foto: Hubert Rein) Das August Horch Museum in Zwickau blickt auf eine lange Tradition im Fahrzeugbau zurück (Foto: Hubert Rein)

Nach dem 2. Weltkrieg bzw. mit der Gründung der DDR am 07.10.1949 entstand aus den Resten der einstigen sächsischen Fahrzeugindustrie die Sachsenring Werke, die beginnend mit dem Sachsenring P 240 (Limousine, wenigen Cabriolets und Kombis) den Kübelwagen IFA P2M, den DKW/IFA F 8, F9 und in hohen Stückzahl bis 1991 die Trabant Modelle P50, P60, P601 und 1.1 in verschiedenen Varianten produzierten.

Mit der politischen Wende vor 30 Jahren und dem Niedergang der nahezu gesamten Fahrzeugindustrie im Osten, verlor auch die Stadt Zwickau zunächst eine der traditionellen Produktionsstätten des Fahrzeugbaus in der damaligen DDR, hätte die Volkswagen AG in der Muldestadt nicht eine zukunftsträchtige Tochterfirma gegründet- das heutige europaweite Kompetenzzentrum E-Mobilität.
Erhalten und weiter entwickelt wurde das 1988 gegründete Fahrzeugmuseum auf dem ehemaligen Werksgelände, einschließlich der denkmalgeschützten Villa von August Horch. 2017 ein zweites Mal erweitert wurde das museale Vorhaben durch die Einbindung einer weiteren ehemaligen Produktionshalle und einen weiteren Zwischenbau, in dem ein Restaurant untergebracht wurde.

Das August Horch Museum zählt heute zu den Besten seiner Art und es wurde vor ca. 2 Monaten als zweitschönstes Museum Deutschlands gekürt. Sein exklusiver historischer Fahrzeugbestand, die moderne, detailverliebte Ausstellungsgestaltung, die gelungene Verbindung zwischen historischer und moderner Architektur einschließlich das jährliche Veranstaltungsangebot, lohnen den Weg nach Zwickau.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit starteten am 10.Oktober 2020 die Mitarbeiter den Versuch eines Rollenden Museums. Dazu wurde um die ehrenamtliche Unterstützung von Besitzern historischer Fahrzeuge gebeten, die von 18.00 Uhr - 24.00 Uhr Besucher der Museumsnacht durch die Straßen chauffierten. Die Fahrstrecke war mit 14 Km Länge ausgeschrieben und es gab 3 Haltepunkte, an denen ein Mitfahrerwechsel erfolgte.

Personen in zeitgemäßer Kleidung der Belle Epogue öffneten den Besuchern stilecht die Autotüren. Alles natürlich unter Beachtung der Regeln zur Bekämpfung der gegenwärtigen Pandemie.
Nach Angaben des Museums beteiligten sich 40 Klassiker an dieser Nachtfahrt, das Museum stellte 4 Fahrzeuge aus dem Museumsbestand zusätzlich zur Verfügung.

Der Ostklassiker Klub Wolkramshausen beteiligte sich mit drei Fahrzeugen am "Rollenden Museum" (Foto: Hubert Rein) Der Ostklassiker Klub Wolkramshausen beteiligte sich mit drei Fahrzeugen am "Rollenden Museum" (Foto: Hubert Rein)

Ebenfalls mit drei Fahrzeugen (EMW 340 Limousine, Mercedes 300 Cabriolet, Opel GT Sport) nahm der Ost Klassiker Klub Wolkramshausen an dieser außergewöhnlichen Veranstaltung teil. Die zahlreichen Besucher des Events waren ein überaus freundliches Publikum und bewiesen viel Geduld besonders in den drei Wartebereichen.

Für die Oldtimerbesitzer wurde dann zu späterer Stunde als Dank ein Abendessen in der Villa Horch durch die Veranstalter ausgerichtet. Für Dipl. Ing. Joachim Mäder, langjähriges Klubmitglied aus Sondershausen, der zu den Experten historischer Fahrzeuge in Thüringen zählt, war die anschließende Fahrt in einem Horch 951 Pullmann – Cabriolet, Bj.1938 ein sehr emotionales Erlebnis. Der gesamte Abend verlief in sehr harmonischer Form mit vielen angenehmen Gesprächen. Die Idee eines Rollenden Museums kam sehr gut an und sollte aus unserer Sicht im kommenden Jahr, hoffentlich ohne Pandemie, eine Fortführung finden.
Hubert W. E. Rein
Ost Klassiker Klub Wolkramshausen
Autor: red

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