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DRK-Betreuungszug des Landkreises Mansfeld-Südharz

Freie Wähler wollen helfen

Donnerstag, 16. Januar 2020, 11:16 Uhr
Der Betreuungszug des DRK-Kreisverbandes Mansfeld-Südharz steckt in der Klemme. Auf der einen Seite stehen mehr als 20 hoch motivierte ehrenamtlich tätige Frauen und Männer, die für evakuierte Menschen im Katastrophenfall Unterkunft, Schlafmöglichkeiten, Versorgung und Betreuung garantieren...

Gespräch des MdL Jens Diederichs mit Landrätin Dr. Angelika Klein (Foto:  J. Miche) Gespräch des MdL Jens Diederichs mit Landrätin Dr. Angelika Klein (Foto: J. Miche)
Landrätin Dr. Angelika Klein (links), der Landtagsabgeordnete Jens Diederichs (Freie Wähler – 2. v. r.) und der Leiter des DRK-Betreuungszuges, Frank Funke (rechts), im Gespräch mit der stellvertretenden Landrätin, Christiane Beyer, sowie dem Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Steffen Hohmann, und seinem Mitarbeiter, Jörg Gericke Mitte v. l.)

Auf der anderen Seite sind die Arbeitsbedingungen für die Helfer selbst teilweise eine Katastrophe und geeignet, manch einen von ihnen zu entmutigen. Dies ergab der Besuch des Landtagsabgeordneten Jens Diederichs (Freie Wähler) im Quartier des DRK-Betreuungszuges in Helbra. Dort fehlt es an Platz für die Fahrzeuge, die Garage ist nicht beheizbar, aufsteigende Nässe in den Wänden des Bürotraktes und nasskalte Räume verhindern, dass Uniformen trocken liegen. Die Helfer müssen sie zu Hause lagern – und von dort bei Alarm erst einmal abholen, bevor sie nach Helbra kommen können, was die Einsatzbereitschaft oft sehr verzögert.

Diese Situation war Anlass für ein Gespräch, um das der Landtagsabgeordnete die Landrätin, Dr. Angelika Klein, unter Teilnahme des Leiters des Betreuungszuges, Frank Funke, gebeten hatte. An diesem 14. Januar nahmen außerdem die stellvertretende Landrätin, Christiane Beyer, sowie der Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Steffen Hohmann, und sein Mitarbeiter Jörg Gericke teil. Die Landrätin machte gleich zu Beginn deutlich, in welcher finanziellen Situation der Landkreis stecke: „Bei einem Haushaltsdefizit von 6,3 Millionen Euro ist der Landkreis im Grunde genommen pleite. Dass wir beim Betreuungszug nicht alles auf den neuesten Stand heben können, ist also kein böser Wille.“

In dem anderthalbstündigen Gespräch gab es zahlreiche Vorschläge für eine mittelfristige Verbesserung der Situation. Frank Funke, dessen Trupp in den zurückliegenden Jahren auch durch persönlichen Einsatz viel zur Verbesserung der Situation am Unterbringungsstandort Helbra getan hatte, mahnte neben anderem die Schaffung einer soliden Mindestausstattung an, mit der im Katastrophenfall 50 Menschen sofort, komplett und reibungslos versorgt werden können. Solche Bedingungen fehlten bei den jüngsten Einsätzen des Versorgungszuges nach Bombenfunden in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Auf der Suche nach einem geeigneteren Standort für den Betreuungszug waren im Vorfeld mehrere Objekte besichtigt worden, darunter die alte Feuerwache in Hettstedt. Diese erwies sich für das DRK als ungeeignet. Allerdings machte Frank Funke den Vorschlag, das Objekt dem DLRG anzubieten, von denen er wusste, dass sie dringend nach einer für ihre Zwecke geeigneten Unterbringung suchen.

Die Gesprächsrunde endete mit der Zusage der verschiedenen Seiten, sich verstärkt nach optimalen Unterbringungsmöglichkeiten und eventuell neu erschließbaren Finanzierungsvarianten umzusehen. Dr. Klein beteuerte: „Wir wollen gern helfen.“ Auf die Frage von Jens Diederichs, ob er bzw. die Betroffenen in sechs Monaten zum Stand der Dinge nachfragen könnten, antwortete die Landrätin: „Die Aufgabe steht: ja.“

In diesem Gespräch mit der Landrätin, wurde deutlich, dass der Landkreis Mansfeld-Südharz als strukturschwächste Region von Sachsen-Anhalt vom Land offenkundig im Stich gelassen wurde, kritisierte Jens Diederichs. Er sagte weiter: „Ein wirtschaftlich schwacher Landkreis, der Pflichtaufgaben aufgebürdet bekommt, ist vom Land so zu unterstützen, dass er diese Aufgaben auch erfüllen kann. Hier müssen Möglichkeiten einer verbesserten finanziellen Ausstattung mit Mitteln des Landes, Bundes und der EU gefunden werden. Um im Katastrophenfall schnell wirksam sein zu können, benötigen die Katastrophenhelfer selbst jegliche Art der Unterstützung.“
Jochen Miche





Foto: J. Miche
Autor: red

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