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Hartz IV und die Armut

Montag, 12. März 2018, 06:51 Uhr
Hartz IV ist nicht Armut, sagt der künftige GROKO Minister Jens Spahn (CDU) und die Medien rauschen. Eine Provokation? Hat er Recht oder ist er zu kritisieren, das ist hier eine Frage. Eine wichtigere Frage ist aber, ist Hartz IV, so wie es läuft, die Zukunft für viele Menschen und für unser deutsches Vaterland? Die Frage geht ein Leser dieser Zeitung nach...


Der designierte Bundesgesundheitsminister sagte eben auch: „Die gesetzliche Grundsicherung wird mit großem Aufwand genau bemessen und regelmäßig angepasst.“ Damit, so der Schluss, sei niemand arm. Denn wer in Deutschland monatlich mit weniger als 781 Euro netto leben (und davon auch Miete/Heizung zahlen) muss, sei laut Statistik-Amt „arm“.

Hartz IV setzt wohl auch voraus, dass eigene Vermögenswerte herangezogen werden. In Deutschland lebt jedes fünfte Kind in einem finanziell armen Haushalt, sagen Experten und Studien. Die ausgezahlten Beträge für die Grundsicherung für Arbeitssuchende nach Sozialgesetzbuch II, auch Hartz IV genannt, steigen ständig. Ist das die Lösung für unser Vaterland, Nein! Dieses Hartz IV Land soll nicht mein deutsches Vaterland sein!

Erinnern wir uns, Hartz IV wurde als unumgänglich eingeführt und es hieß fordern und fördern. Sind in Deutschland wirklich die Möglichkeiten genutzt worden, um auch entsprechend zielführend zu fördern? Ein Beispiel zu den Kindern, wenn man den Zahlen trauen mag: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beträgt die Zahl der Kinder, die in sogenannten Hartz-IV-Haushalten leben, knapp zwei Millionen - fast 15 Prozent aller unter 18-Jährigen. Die Eltern erhalten pro Kind bis zu 311 Euro im Monat. Trotz Transferleistungen ist es aber häufig der Fall, dass sie in relativer Armut leben sollen.

Dagegen leben in Deutschland „offiziell“ 2,8 Millionen der unter 18-Jährigen in relativer Armut, also in einem Haushalt mit einem Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte. Das sind mehr als 20 Prozent aller Kinder. In den Haushalten von Alleinerziehenden - also Ein-Eltern-Familien - liegt der Anteil bei 45 Prozent. In den vergangenen Jahren sind diese Quoten stets gestiegen, wie selbst der offizielle Familienreport der Bundesregierung zeigt. Ein Fünftel aller Familien sind Ein-Eltern-Familien, fast alle von Frauen geführt. Die Armut von Kindern ist Familienarmut, aber eben oft auch Mütterarmut.

Hartz IV mag nach den Definitionen der großen Bundespolitik nicht gleichzusetzen sein mit Armut, aber es muss gegengesteuert werden, zielführender als in den letzten Jahren. Die Tatsachen sprechen Ihre eigene Sprache. Aber was kann getan werden?

Zielführend fördern und wieder einbeziehen, mit entsprechender Grundsicherung, bspw. bei Kindern mehr Einflussnahme (Bildung), aber nein, keine Bevormundung. Dazu sollte eine geeignete, effiziente Infrastruktur aufgebaut werden. Mütterarmut kann vorgebeugt werden. Im Alter an sich auch. Ist das zu einfach gesagt und zu schwer umzusetzen, oder niemals gegen-finanzierbar?
Tim Schäfer, Niederswachswerfen
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Autor: red

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