nnz-online
Unwirkliche Orte (30)

Spuren der Geschichte

Mittwoch, 11. Januar 2017, 13:02 Uhr
Natürlich ist alles verfallen und zu gewuchert. Die Produktion in der alten Schuhfabrik von Wiehe wurde kurz nach der Wende eingestellt. Peter Blei war dennoch vor Ort und hat sich angesehen, was der Zahn der Zeit in einem Vierteljahrhundert anrichten kann und dabei ein paar alte Schauergeschichten ausgegraben...

Zur Schuhfabrik„Paul Schäfer“gehörten insgesamt 12 Werke mit 28 Produktionsstätten, darunter auch das Hauptwerk in Erfurt Hauptwerk und Wiehe. Rund 6000 Mitarbeiter waren in den verschiedenen Werken beschäftigt. Das Erfurter Hauptwerk hieß interessanter weise im Volksmund „Gurken-paule“.

Hinter der Schuhfabrik liegt eine ehemalige Kiesgrube mit einer besonderen Ablagerung. Die Rote Armee entsorgte hier in einer Kiesgrube zwischen Wiehe und Roßleben tonnenweise Munition. Diese Tatsache war in Vergessenheit geraten oder nicht bekannt. 1962 wollten Bürger von Wiehe mal wieder baden in der Kiesgrube als eine durchgerostete Bombe an der Oberfläche auftauchte. Damit war das Badevergnügen natürlich vorbei.

Bei diesem Fund sollte es sich um Überreste aus dem Munitionsdepot der Wehrmacht auf der "Hohen Schrecke" handeln.

Man spekulierte auch das es sich um Giftgasgranaten handeln könnte. Ein Teil war kurz nach dem Krieg verschwunden. Einiges sprach auch dafür. Auf den umliegenden Feldern sollen nach dem Krieg, mehrere Ernten eingegangen sein.

Peter Blei in den Ruinen der Schuhfabrik in Wiehe (Foto: Peter Blei) Peter Blei in den Ruinen der Schuhfabrik in Wiehe (Foto: Peter Blei)

Fest steht das 1947 und natürlich 1962 der Teich nach Munition abgesucht wurden. Dabei fanden die Taucher auch zwei Phosgenbomben. Bei der Bergung des Kriegsmaterials verletzen sich zwei Männer des Bergungsteams. 2010 begann man mit der Planung eines Campingplatz am örtlichen Teich.

Gleichzeitig sollte auch die angrenzende ehemalige Schuhfabrik abgerissen werden. Soweit die Planung.
Ein paar Monate später wurde dieses Vorhaben aus Kostengründen aufgeben bzw. verschoben. Auch der Investor hatte sich zurückgezogen. Was nun aus Gelände wird seht in den Sternen. Die Stadt Wiehe müsste die Kosten für den Abriss der alten Fabrik tragen und natürlich eine nochmalige Untersuchung des angrenzenden Kiesteiches.

So wird wohl die Ruine noch eine Weile die Gegend verschandeln.
Peter Blei
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2024 msh-online.de