eic kyf msh nnz uhz tv nt
Sa, 18:31 Uhr
03.10.2020
Mehr als 100 Bäume wurden heute neu gepflanzt

Am Feiertag „Einheits-Buddeln“ mit Politikern

Beim „Einheits-Buddeln“ zum Tag der Deutschen Einheit pflanzten etwa 50 Frauen, Kinder und Männer heute in der Nähe von Hasselfelde mehr als 100 Bäume. Eingeladen hatte die Forstbetriebsgemeinschaft Ostharz, die die Aktion nutzte, um auf Waldschäden, die Situation der Waldbesitzer und Forstbetriebe sowie auf Lösungswege aus einer klimabedingten Krise aufmerksam zu machen…

Einweisung in eine Arbeit, die für viele neu, für alle aber nützlich war. (Foto: J. Miche) Einweisung in eine Arbeit, die für viele neu, für alle aber nützlich war. (Foto: J. Miche)
„Das, Einheits-Buddeln‘ wurde 2019 in Schleswig-Holstein mit dem Ziel erfunden, am Tag der Deutschen Einheit eine neue Tradition zu begründen und gleichzeitig einen wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, erklärte der Organisator der Veranstaltung, Uwe Daum.

Anzeige symplr (4)
Er ist Vorstandsvorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Ostharz w.V. Zur Idee des „Einheits-Buddelns“ meinte er: „Jeder kann etwas tun für unser Klima, unseren Naturreichtum und ein vielfältiges Landschaftsbild. Wer einen Baum pflanzt, stiftet Zukunft. Das macht nicht nur Spaß, das verbindet uns auch. Denn der Wald schafft auch Einheit, und diese benötigen wir mehr denn je.“

Grünes Thema? Nichts für „Die Grünen“
Eingeladen hatte die FBG Ostharz unter anderem beiderseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze lebende Waldbesitzer und die aus dem Harz und dem Mansfelder Land kommenden Landtagsabgeordneten. Gekommen waren Kerstin Eisenreich (Die Linke), Andreas Steppuhn (SPD), Hannes Loth (AfD) und Jens Diederichs (Freie Wähler). Die CDU-Fraktion des Landtages konnte niemanden in den Wald schicken, weil sie heute in Magdeburg den 30. Jahrestag ihrer Landtagsfraktion feiert. „Das Thema, Wald‘ ist nichts für, Bündnis 90/Die Grünen‘ – zu grün“, spottete jemand, als sich zeigte, dass die Vertreter der so genannten grünen Partei dieser Freiluft-Veranstaltung fernblieben.

Dabei: So richtig grün sieht der Harzer Wald bereits seit Längerem nicht mehr aus. Abgesehen von einer gerade beginnenden wunderschönen Laubfärbung zeigt sich immer mehr Grau zwischen den Bäumen. Über die Ursachen und Auswirkungen sprach zum Beispiel der Geschäftsführer der FGB Ostharz, Rafael Stadermann. Mehrere Jahre mit extrem wenig Niederschlägen haben zum Absinken des Grundwasserspiegels und den entsprechenden Folgen für die Wälder – dem Baumsterben – geführt. „Seit 2018 laufen wir den Schäden regelrecht hinterher“, sagte er. Weiter berichtete er: „Allein auf den von der FBG Ostharz auf Vollkostenbasis betreuten 1.900 Hektar Wald waren bzw. sind rund 84.000 Festmeter Schadensholz aufzuarbeiten – davon etwa 30.000 Festmeter Sturmholz und 54.000 Festmeter Dürreholz. Um die etwa 20 Prozent kahlen Flächen aufzuforsten, werden mindestens zehn Jahre benötigt – pro Jahr 30 bis 40 Hektar, mehr ist nicht möglich.“

Verluste mit Industrieholz
Auch über die Kosten der Aufforstung wurde gesprochen. Pro Hektar sind zwischen 5.000 und 10.000 Euro fällig. In Summe müssen die Waldbesitzer von etwa 500 Hektar Kahlflächen rund zwei Millionen Euro zur Wiederaufforstung aufbringen. Und das angesichts katastrophal niedriger Preise, die die Sägewerke gegenwärtig für Holz bezahlen, worauf FGB Ostharz-Geschäftsführer Thomas Meyer und Wald-Eigentümerin Pia Wembacher aufmerksam machten. Die Teilnehmer der Pflanzaktion erfuhren, dass das so genannte Industrieholz kein Geld bringt, sondern etwa zehn Euro kostet. Erst die Baumstämme bringen etwa 20 Euro pro Festmeter – abzüglich des Minusgeschäfts mit dem Industrieholz bleiben zehn Euro übrig. Hinzu kommen die ganzen weiteren Kosten, so dass dem Waldbesitzer heute mit viel Glück gerade mal noch zwei bis drei Euro pro Festmeter bleiben.

Sie wollen es wissen. Die Landtagsabgeordneten Kerstin Eisenreich, Andreas Steppuhn, Jens Diederichs und Hannes Loth im Gespräch mit Uwe Daum und dessen Sohn Markus Daum. (Foto:  J. Miche) Sie wollen es wissen. Die Landtagsabgeordneten Kerstin Eisenreich, Andreas Steppuhn, Jens Diederichs und Hannes Loth im Gespräch mit Uwe Daum und dessen Sohn Markus Daum. (Foto: J. Miche)

Daum: Wertschöpfungskette nötig
Uwe Daum nannte die Ankaufpolitik der Sägewerke schlicht eine „Sauerei“. Er sagte: „Die kaufen spottbillig ein und verkaufen es zu horrenden Preisen weiter.“ Mit Blick auf die notgedrungen überregional geführten Holzgeschäfte plädierte Daum für den „Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette“. Er sagte: „Die Kommunen müssen einfach mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigen. Holz wird sonstwo hingefahren, statt es in der Region zu verarbeiten.“ Allerdings sehe er auch das von Claudia Dalbert (Die Grünen) geleitete Magdeburger Umweltministerium in der Pflicht, eine der Situation angepasste und vor allem unkomplizierte Förderung auf den Weg zu bringen.

MdL Jens Diederichs (Freie Wähler) pflanzte eine Roteiche (im Bild) und eine Schwarznuss - Bäume, die dem künftigen Klima trotzen sollen.  (Foto:  J. Miche) MdL Jens Diederichs (Freie Wähler) pflanzte eine Roteiche (im Bild) und eine Schwarznuss - Bäume, die dem künftigen Klima trotzen sollen. (Foto: J. Miche)

Diederichs: Sägewerke mitschuldig
Der Landtagsabgeordnete Jens Diederichs (Freie Wähler) kritisierte die Dumpingpreise der Sägewerke: „Von Leben und leben lassen haben die scheinbar noch nichts gehört. Wo sollen die Waldbesitzer das Geld zur Aufforstung hernehmen, wenn sie für ihr Holz fast nichts bekommen? Auf diese Weise machen sich die Sägewerksbesitzer mitschuldig, wenn die Aufforstung nicht in dem Tempo vorangeht, wie es sein müsste. Das führt zu weiteren Waldschäden und zu einer immer schlimmeren Abwärtsspirale.“

Dieser Abwärtsspirale entgegen stemmten sich heute knapp 50 Menschen auf einer Brachfläche nahe Hasselfelde. Auf 2.000 Quadratmeter pflanzten sie diese Sorten: Bergahorn, Feldahorn, Lärche, Douglasie, Roteiche, Kiefer, Schwarznuss und Hainbuche. Sie sind geeigneter als Fichte und Kiefer, trockenen Sommern zu trotzen.

Eisenreich: Der richtige Ansatz
Mit einem von der Hasselfelder Feuerwehr gekochten und dargebotenen herzhaften Kesselgulasch und vielen Gesprächen ging der Wald-Einheitstag zu Ende. Was blieb, waren mehr als 100 frisch gesetzte Bäume und viel Lob für die Organisatoren, auch von den vier Landtagsabgeordneten. Kerstin Eisenreich (Die Linke) beispielsweise meinte: „Dieses Einheits-Buddeln ist eine sehr, sehr gute Idee. Das ist genau der richtige Ansatz für die Zukunft und für den Klimaschutz.“

Jens Diederichs, der zu Hause im Mansfelder Land auch den Kreisverband der Freien Wähler leitet, machte den Vorschlag: „Solche Pflanzaktionen müsste man Schulen vorschlagen. Das sensibilisiert die Mädchen und Jungen für die Natur, für ihren Schutz, und es unterstützt vielleicht bei manch einem ganz behutsam ein Umdenken von der Fast Food- und Wegwerfmentalität hin zum Nachdenken über Nachhaltigkeit. Wer im Wald aufforstet, pflegt auch zu Hause oder in der Schule Bäume und sonstige Pflanzen.“
Jochen Miche
Autor: red

Kommentare
geloescht.20240214
03.10.2020, 19.04 Uhr
Woran fehlt es?
Solange in der Region kein ausreichender Niederschlag in Form von Regen und Schnee ist kann man solchen Aktionismus einfach lassen. Heute gepflanzt. Übermorgen nicht angegangen und vertrocknet.
Landrat
04.10.2020, 09.39 Uhr
@ Harzer66
Pessimismus ist hier völlig fehl am Platze und an Pessimismus leiden die wenigsten Waldbesitzer. Die meisten Waldbesitzer sind auf die eine oder andere Art und Weise bestrebt ihren Wald zu erhalten bzw aufzubauen. Das dazu reichlich Wasser fehlt wissen wir alle. Es tut aber keiner etwas um diese unsinnige Melioration wieder rückgängig zu machen. Hier wird das Wasser, im wahrsten Sinne des Wortes, dem Wald abgegraben und das so schnell wie möglich. Es ist vor allem dieses Wasser welches uns nun auf der Fläche fehlt, in jeder Hinsicht. Wir hätten ein ganz anderes Landschaftsbild im Harz mit mehr Fauna und Flora, der Hochwasserschutz wäre in diesem Umfang für die Ortschaften nicht nötig, der Grundwasserspiegel wäre nicht so weit abgesunken, die Ortschaften und die Landschaft wären nicht mit Beton verschandelt wegen dem Hochwasserschutz.
Jedes unsinnige und fehlerhafte Handeln des Menschen erzeugt von der Natur eine Gegenreaktion und damit haben wir momentan zu leben. Wir müssen die Fehler aus der Vergangenheit korrigieren und das braucht sehr viel Zeit.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr (3)