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Di, 08:06 Uhr
02.06.2020
Vierter Hettstedter Spaziergang mit kleinerer Teilnehmerzahl

„Ich bin kein Rechter“

Pfingstmontag und Internationaler Kindertag fielen in diesem Jahr auf denselben Tag, und für manchen war die Krönung, dass am Abend dieses 1. Juni 2020 der vierte Hettstedter Spaziergang in Folge stattfand. Inklusive der üblichen Nachzügler und Spätentschlossenen, die sich irgendwo unterwegs dazugesellten, bildeten letztlich etwa 60 Menschen eine Spaziergängerschlange. Die begleitenden Sicherheitskräfte nicht mitgezählt...

Der Schattenbeweis - Corona-Sicherheitsabstand eingehalten (Foto: J.Miche) Der Schattenbeweis - Corona-Sicherheitsabstand eingehalten (Foto: J.Miche)


Die Polizisten waren in zwei Mannschaftswagen und zwei Pkw vor Ort. Sie hatten auch diesmal keinen Grund, etwas anderes zu tun, als in ihre Funkgeräte zu sprechen, sich zu unterhalten und einfach mitzuspazieren. Vorbildlich wahrten die Spaziergänger den coronaverursachten Sicherheitsabstand, auch gab es weder ruhestörenden Lärm noch irgendetwas, das jemand als Provokation hätte auffassen können. Viele Familien waren in Feiertagslaune unterwegs. Und doch sagte jemand: „Allein unsere Anwesenheit hier ist für manche schon eine Provokation – weshalb sonst wäre so viel Polizei da oder würde der Bürgermeister wollen, dass wir den Spaziergang anmelden?“ Der Mann setzte, an den Vertreter von msh-online gewandt, sofort hinzu: „Wenn Sie das schreiben: Ich bin kein Rechter!“ Ein Satz, der gerade bei den Spaziergängen recht häufig fällt. Und zugleich ein Indiz dafür zu sein scheint, welche Wirkung und Glaubwürdigkeit viele Medien hierzulande inzwischen haben.

Der Rundgang, der die bislang geringste Teilnehmerzahl hatte, ähnelte nichtsdestotrotz denen der vergangenen Wochen. Nur ging es diesmal nicht vor, sondern hinter der Sparkasse entlang zur Wipper, am Franzosenturm vorbei über die Brücke zur Luisenstraße, Richtung Lidl und von dort über den Freimarkt durch das Saigertor zurück zum Markt. Ganz an der Spitze spazierten vier Polizisten, kurzzeitig gingen auch hinten vier Uniformierte, die ab dem Freimarkt aber abgelöst wurden von einem großgewachsenen unbekannten Rucksackträger, der immer, wenn fotografiert wurde, stehen blieb und auf Abstand achtete. Einen Abstand, der vermutlich aber nicht corona-, sondern berufsbedingt war, denn jemand meinte, der Mann sei beruflich hinter den Spaziergängern her.

Immer wieder montags ist Chorprobe auf dem Markt. Eingestimmt wird in Die Gedanken sind frei (Foto: J.Miche) Immer wieder montags ist Chorprobe auf dem Markt. Eingestimmt wird in Die Gedanken sind frei (Foto: J.Miche)


Die Gespräche der Spaziergänger drehten sich überwiegend um Privates, aber erneut auch um die Verhältnismäßigkeit der staatlich verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, um die eingeleiteten Lockerungen, die unter anderem zur Öffnung von Restaurants und Gaststätten sowie zu einer eingeschränkten „Reisefreiheit“ führten, sowie um Sorgen im Zusammenhang mit Gerüchten um angeblich geplante Zwangsimpfungen von Millionen Menschen. Ein Mann meinte: „Jede Grippewelle fordert deutlich mehr Opfer als Corona. Doch plötzlich wird ein ganzes Land lahmgelegt und zaubern die Politiker Milliarden Euro für Wirtschaftshilfe aus den Ärmeln. Auf der anderen Seite ist angeblich kein Geld für eine Mindestrente da.“

Zurück am Bergbaudenkmal auf dem Markt, formierte sich auch diesmal wieder ein Chor. Außer die Polizisten und der großgewachsene Unbekannte stimmten alle in das Lied „Die Gedanken sind frei“ ein. Jemand dankte den Teilnehmern für diese schöne Begegnung, für die Teilnahme am Spaziergang und den gemeinsamen Gesang, aber auch der Polizei für den Schutz der Spaziergänger. Beim Abschied sagte jemand: „Bis nächsten Montag, 19 Uhr.“
Autor: red

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