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Sa, 17:18 Uhr
05.05.2018
Kundgebung heute vor Eisleber Amtsgericht

„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert

Die Botschaft war eindeutig: „Keine Gewalt gegen Kinder!“ Unter diesem Motto versammelten sich heute Vormittag auf dem Parkplatz vor dem Amtsgericht in Eisleben ein paar Dutzend Menschen…

„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche) „Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche)
Diese Kundgebung war bereits die zweite ihrer Art gewesen. Die erste hatte am 15. März an derselben Stelle stattgefunden. Damals waren allerdings mehrere hundert Menschen gekommen.

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Anlass dieser beiden Veranstaltungen war ein von vielen Menschen als skandalös bezeichnetes Vorgehen des Jugendamtes des Landkreises Mansfeld-Südharz, eines Gerichtsvollziehers und der Polizei am 5. März 2018 gewesen. Sie hatten damals die achtjährige Ronja E. aus ihrer Grundschule abgeholt, in einen Pkw zu ihrer Mutter und einer fremden Frau gesetzt und weggefahren.

Das Mädchen hatte sich gegen die Verfrachtung in das Fahrzeug mit Händen und Füßen gewehrt. Ihre Hilferufe und Schreie nach dem Vater waren in halb Helbra zu hören gewesen, wie Unbeteiligte später msh-online gegenüber versicherten. Während der gesamten Aktion, die sich über mehrere Stunden hinzog, durfte kein Kind seinen Klassenraum verlassen.

Das Ereignis vor der Grundschule war gefilmt und im Internet verbreitet worden. Ein Sturm der Entrüstung hatte sich daraufhin in den Medien erhoben. Zahlreiche Vorwürfe wegen fehlender Sensibilität waren gegen das Jugendamt und den zuständigen Gerichtsvollzieher laut geworden. Insbesondere Letzterer, der trotz Empfehlung eines Polizisten, die Aktion abzubrechen, darauf bestanden hatte, das Kind notfalls mit Gewalt aus der Schule und der Obhut seines Vaters zu entfernen, war scharf kritisiert worden.
„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche)
„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche)
„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche)
„Keine Gewalt gegen Kinder“ gefordert (Foto: Jochen Miche)
Die Brutalität, mit der Ronja von Vertretern der Behörden behandelt worden war, motivierte zahlreiche Menschen, öffentlich Stellung zu beziehen. Eine Initiative unter Leitung von Tobias Jung organisierte schließlich die erste Kundgebung Mitte März und die heutige. Damals wie heute meldeten sich Redner(innen) zu Wort, die scharfe Kritik am Vorgehen der Behörden äußerten.

Das Medieninteresse an dem Ereignis war groß. Weniger groß war das Interesse der Politik an dem Geschehen. Zwar hatten sich einige Abgeordnete zu dem Ereignis in Helbra bereits vor Wochen in den Medien zu Wort gemeldet, bei den Veranstaltungen, in denen Gewalt gegen Kinder gegeißelt wurde, wurden sie jedoch nicht gesehen. Ausnahme: Jens Diederichs, der im Landtag von Sachsen-Anhalt als parteiloser Abgeordneter in der CDU-Fraktion sitzt. Er hatte sich bereits vor längerer Zeit mit dem Vater von Ronja getroffen und war auch heute zur Kundgebung gekommen.

Befragt, was er von der geringen Beteiligung der Bevölkerung an der heutigen Kundgebung halte, erklärte er: „Das Desinteresse vieler Menschen an diesen Problemen ist traurig. Das zeigt aber auch, wie wenig Vertrauen die Menschen darauf haben, etwas mit ihrem Protest bewirken zu können.“

Diederichs hat im Landtag eine kleine Anfrage eingebracht. Das Ziel der Anfrage formulierte er so: „Die Landesregierung soll Stellung beziehen und vor allem dafür Sorge tragen, dass es Vorkommnisse wie in Helbra nie wieder gibt. Kein Kind darf gegen seinen Willen mit Gewalt seinem Vater entrissen und aus der Schule entfernt werden. Schulen sind ein geschützter Raum. Welches Kind, das so etwas wie in Helbra erlebt hat, soll noch Vertrauen in diejenigen haben, die sich eigentlich vor sie stellen müssten: Lehrer und andere Vertreter des Staates.“

Nach der Kundgebung formierten sich die Teilnehmer zu einem Demonstrationszug durch Eisleben.
Jochen Miche
Autor: red

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