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Sa, 12:45 Uhr
21.07.2018
Internationaler Esperanto Tag

Esperanto im Alltag

Am 26. Juli feiert die internationale Sprache Esperanto ihren 131. Geburtstag - an diesem Tag im Jahre 1887 erteilte die russische Zensurbehörde in Warschau die Genehmigung für die Verbreitung des ersten Esperanto-Lehrbuchs von Ludwik Zamenhof. Wo sich die Kunstsprache heute im Alltag findet, hat der Deutsche-Esperanto Bund zusammengetragen...

Auch als Muttersprache

Esperanto hat sich bisher in über 120 Länder weltweit verbreitet. Es wird geschätzt, dass einige Millionen Menschen Esperanto gelernt haben und mehrere hunderttausend die Sprache regelmäßig benutzen. Etwa tausend bis zweitausend Personen sprechen Esperanto heute als Muttersprache.

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Esperanto als tägliche Sprache

Insbesondere das Internet hat die tägliche Benutzung der Sprache sehr unterstützt. Viele Esperanto-Sprecher lesen und schreiben auf Facebook und anderen Internet-Seiten, hören bei youtube Lieder und lesen elektronische Bücher in Esperanto.

Hauptsprache Esperanto

Für einige Esperanto-Sprecher ist mittlerweile Esperanto die am meisten benutzte Sprache geworden. Sie leben oft in einer Esperanto-Ehe oder Partnerschaft. Vele haben Kinder, mit denen sie täglich Esperanto sprechen. Für andere ist Esperanto die tägliche Sprache im Beruf geworden - etwa in der Geschäftsstelle des Esperanto-Weltbundes in Rotterdam, bei Esperanto-Landesverbänden und -Kulturzentren.

Auch in den Redaktionen der chinesischen Esperanto-Radio-Sendungen http://esperanto.cri.cn/ und der Internetseiten http://esperanto.china.org.cn/ sowie http://www.espero.com.cn/ wird täglich Esperanto gesprochen. Schriftsteller und Redakteure schreiben Bücher in Esperanto, erstellen Artikel für Esperanto-Zeitschriften oder übersetzen Literatur ins Esperanto. Seit 1993 ist das Esperanto-PEN-Zentrum Mitglied der Schriftstellervereinigung PEN International.

Staatlich anerkannt in Ungarn

In Ungarn gibt es Esperanto-Schulen, da dort Esperanto für den Sprachennachweis an Universitäten zugelassen ist. Alljährlich werden in Ungarn mehrere tausend staatlich anerkannte Esperanto-Prüfungen abgelegt.
Immaterielles Kulturgut Esperanto "als Träger der Esperanto-Kultur" anerkannt

In Polen ist Esperanto "als Träger der Esperanto-Kultur" seit 2014 auf der Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen. Dies betont die wachsende Anzahl von Kulturgütern in Esperanto und die Entstehung einer eigenständigen Esperanto-Kultur.
Esperanto studieren an der Universität Posen/Poznan

In Polen bietet die Universität Posen/Poznan seit 1997 ein dreijähriges Studium der Interlinguistik mit Schwerpunkt auf Esperanto an.

Esperanto lernen im Internet

Bei Duolingo haben sich bisher mehr als 1,7 Millionen Lerner für einen der Esperanto-Kurse dort angemeldet. Esperanto-Sprachkurse im Internet bieten auch mehrere Dutzend andere Sprachlernseiten an, z. B. https://lernu.net/de.
Louis v. Wunsch-Rolshoven
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Esperanto-Bund e. V.
Autor: red

Kommentare
Real Human
22.07.2018, 10.55 Uhr
„Esperanto - (k)ein gelungenes Experiment?“
So lautet ein Vortrag des am 20. August 2016 verstorbenen ehemaligen Sekretärs des „Zentralen Arbeitskreises Esperanto im Kulturbund der DDR“, Detlev Blanke. Wer nach „detlev blanke esperanto“ googelt, findet neben dem Vortrag mit diesem Titel noch weitere.

Esperanto hatte aber den Ehrgeiz, mehr als nur ein „gelungenes Experiment“ zu sein. Es sollte einmal Weltsprache werden und Englisch bzw. Französisch als Lingua franca (Weltverkehrssprache) ablösen. Die Grundidee war und ist die Völkerverständigung und zwar AUF AUGENHÖHE! Denn es dauert gewöhnlich Jahre bis sich z.B. ein Deutscher auf Englisch genauso gut ausdrücken kann wie ein englischer oder nordamerikanischer Muttersprachler. Eine dominierende Fremdsprache wird so auch leicht zum Instrument eines Kulturimperialismus – „The American way of life”.

Im nationalsozialistischen Deutschland wurde Esperanto verboten. Vereinzelte Anbiederungsversuche blieben erfolglos. Ähnlich war es unter Stalins Herrschaft in der Sowjetunion. Ausgerechnet der mit einem internationalistischen Anspruch auftretende „Kommunismus“ bezichtigte die Esperantobewegung des „Kosmopolitismus“.

„Von 1949 bis 1961 waren Esperanto-Vereinigungen in der DDR verboten, die Esperantisten durften zwar Esperanto sprechen, aber Zusammenkünfte oder der Bezug ausländischer Publikationen waren bereits in einer Grauzone und erregten die Aufmerksamkeit des staatlichen Repressionsapparates.“ (Wikipedia)

Ich selbst stieß in den 1970er Jahren zur Esperantobewegung – zuerst in Mühlhausen und später in Erfurt. Es war ein interessantes und aufregendes Leben, als Esperantist in Erfurt Kontakte zu kirchlich-staatsablehnenden Kreisen zu haben, aber gleichzeitig als Fertigungsingenieur in einem sensiblen Bereich (Wafer-Strukturierung) der Chipproduktion der „DDR“ tätig zu sein. Ein etwas besonderer evangelischer Küster und Jugend-Esperantist rief mich ab und zu in der Firma an und hielt mir vor: „Na, schuftest du schon wieder für den Dachdecker?“ (Gemeint war Erich Honecker.)

Die DDR-Esperanto-Bewegung war – das lag in der Vita eines Überwachungsstaats begründet – stark von IM der Stasi durchsetzt. Auch hauptamtliche MfS-Mitglieder tauchten bei uns auf. Öfter gab sich ein G. R. die Ehre. Er arbeitete auf dem Bienstädter Berg, wo das MfS damals den Abhörstützpunkt HA III "Wespe" betrieb. (Googeln!) Offiziell war es eine Relaisstation der Post, und unser „Günthi“ war Postbeamter. (Private Kuriosität: Als ich eine Esperantistin heiratete, erhielten wir von „Günthi“ sogar ein kleines Hochzeitsgeschenk. Ich vermute, dass ich von Horch & Guck „abgeschöpft“ wurde...)

Nach der „Wende“ traten fundamentale weltanschauliche Differenzen offen zu Tage und jeder hatte mehr oder weniger mit den Herausforderungen der neuen Wirtschafts(un?-)ordnung zu kämpfen. Die ehemaligen Stasis tauchten ab oder machten sich ganz unsichtbar. Als zeitweiliger Redakteur der deutschsprachigen Ausgabe von „Esperanto aktuell“ wollte ich einmal die Esperanto-Subkultur beleuchten, um etwas Würze in den langweiligen deutschen Rentner-Verein zu bringen. Es stellte sich heraus, dass ich mir mit der Ausgabe 1/97 einen schönen Absprung aus der immer sektenhafter werdenden Organisation verschafft hatte.

Heute ist Esperanto für mich die Geschichte eines leider misslungenen Versuchs ein kosmopolitisches altruistisches Bewusstsein zu verbreiten. Um die Menschheit vor ihrem Untergang zu retten, bedürfte es aber übermenschlicher Menschen. Stattdessen wird Nietzsches „Übermensch“ wieder mit dem „Herrenmenschen“ verwechselt. Die sichtbarste Karikatur dieser „Eliten“ ist zur Zeit Präsident der immer noch mächtigsten Militärmacht des Planeten der etwas besonderen Affen. Leider sind das keine guten Aussichten!

„Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Tier und Übermensch – ein Seil über einem Abgrunde.
Ein gefährliches Hinüber, ein gefährliches Auf-dem-Wege, ein gefährliches Zurückblicken, ein gefährliches Schaudern und Stehenbleiben.“
LuWunschRolshoven
24.07.2018, 16.04 Uhr
Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden.
Wer will, der mag daran zweifeln - ich halte Esperanto sehr wohl für ein gelungenes Experiment. Aus dem kleinen Lehrbuch von 1887 sind heute etwa zehntausend Esperanto-Bücher geworden, es gibt Lieder sowie Internetseiten en masse...

In der Tat gibt es außerdem noch das Ziel, dass Esperanto die am meisten verwendete internationale Sprache auf der Welt wird. Nur ist es so, dass Neuerungen von der Welt nicht immer schnell angenommen werden. Die Demokratie wurde schon vor 2500 Jahren in Griechenland auf den Weg gebracht - und erst seit etwa 200 Jahren verbreitet sie sich stärker. Das Englische ist schon 1500 Jahre alt und erst in den letzten 70 Jahren kam es so richtig in Schwung.

Auch Esperanto wird noch so manches Jahr brauchen. Dafür grundlegend ist, dass die Leute erfahren, dass Esperanto sehr wohl recht erfolgreich ist und täglich gesprochen wird. Das wird sich vermutlich in den nächsten zehn Jahren allgemein rumsprechen und dann wird auch die Zahl derer, die Esperanto jetzt schon lernen und nutzen wollen, noch ein wenig ansteigen.
tannhäuser
24.07.2018, 17.34 Uhr
Ihre Gedanken haben Charme.
Das meine ich ehrlich. Aber Esperanto hätte wohl nur Chancen als Sprache von Intellektuellen, Historikern und Wissenschaftlern.

Also eine Art modernes Latein oder Griechisch.

In der derzeitigen historischen Epoche der Fluchtbewegungen wollen die Neuankömmlinge nicht mal die Muttersprachen ihrer Gastgeberländer lernen.

Da wird leider auch Esperanto am Unwillen an persönlicher Horizonterweiterung und intellektueller Weiterbildung scheitern.

Schade, aber ich bin bei solchen Themen leider Nihilist.
Wolfi65
24.07.2018, 21.44 Uhr
Heute reicht ein wenig Denglish
Für Neuankömmlinge und andere Kulturbereicherer reicht ein Hello and who is the German Sozialamt? Mehr muss man nicht können. Wer braucht da noch Esperanto oder Full English Speaking. Wer wirklich zur gebildeten Klasse gehören will, lernt Latein. Da kann man sich wenigstens mit seinen Hausarzt über die Ergebnisse der letzten Untersuchung unterhalten.
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