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Do, 22:35 Uhr
19.04.2018
Sammlung der Alten Meister aus Eisleben

Annehmen oder ablehnen – das ist hier die Frage

Der „Club der Alten Meister“ aus Eisleben möchte der Stadt Hettstedt seine Handwerkssammlung schenken. Diese besteht aus mehreren tausend Werkzeugen, Produkten und Dokumenten zur Handwerksgeschichte im Mansfelder Land. Unter der Regie des Vereins „Alte Hettstedter Druckerei Heise“ soll die Sammlung künftig in einem „Handwerksmuseum“ in der Wipperstadt zusammengefasst, präsentiert und betreut werden...


Falls es überhaupt jemals dazu kommt, dürften jedoch noch einige Jahre bis zur Eröffnung eines solchen Museums vergehen, wurde sowohl in der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag als auch heute Abend deutlich. Zu viel müsse bedacht und vorbereitet sein, bevor man das Geschenk der Alten Meister annehmen könne.

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Bauamtsleiterin Susanne Stolze und Ausschussvorsitzender Dr. René Seidel (CDU) machten auf die finanziell angespannte Situation der Stadt Hettstedt aufmerksam. Zusätzliche freiwillige Ausgaben seien bei einem in Konsolidierung befindlichen Haushalt auf absehbare Zeit kaum durchsetzbar. Und die Errichtung eines komplett neuen Museums ist eine freiwillige Aufgabe.

Im Falle des Handwerksmuseums sei auch klar, erklärte Frau Stolze, dass es allein mit Bundesfreiwilligen, wie es dem Druckereiverein als kostengünstige Variante vorschwebt, nicht zu betreiben sei. Überdies dürfe dieses Handwerksmuseum nicht mit dem Mansfeld-Museum konkurrieren oder diesem gar den Rang ablaufen – zu hoch werde dessen überregional ausstrahlende Exklusivität eingeschätzt.

Dem langjährigen Vorsitzenden des Druckereivereins (2004 bis 2016), Jochen Miche, der 2015/16 die ersten Schritte zu einem künftigen Handwerksmuseum auf den Weg gebracht hatte, wurde in beiden Ausschusssitzungen erlaubt, Erläuterungen zum Thema „Handwerksmuseum“ zu geben. Er warb dafür, das Projekt nicht an der momentanen Finanzsituation scheitern zu lassen: „Als wir im Jahr 2000 das Projekt, Historische Druckerei‘ Heise in Angriff nahmen, waren die Hettstedter Kassen ebenfalls leer. Damals aber gab es das EU-Programm Urban 21, und es wird zweifellos auch in Zukunft wieder etwas Vergleichbares geben, von dem das Handwerksmuseum profitieren wird.“

Ein massives Problem bei der Beantragung von Fördermitteln – ohne die lässt sich das Projekt nicht realisieren – ist die Eigentumsfrage. Ein Teil des Museums müsste nach bisherigen Überlegungen in ein historisches Gemäuer einziehen, das sich in Privathand befindet. Öffentliche Förderung gibt es nur für öffentliche Gebäude oder für Objekte, die dank sehr langfristiger Mietverträge öffentlich nutzbar sind. Miche zeigte sich überzeugt, dass der private Eigentümer kaum einen Rückzieher machen dürfte, schließlich erwarte ihn ein mit enormen öffentlichen Mitteln hergerichtetes Objekt, das er zwar jahrzehntelang selbst nicht nutzen könne, das jedoch immer noch sein Eigentum bleibe.

Der Druckereiverein bzw. die Stadt Hettstedt standen im Jahr 2001 vor demselben Problem. Nachdem die Frage mit der Eigentümerin der Druckerei, Friedel Hohnbaum-Hornschuch, geklärt war, trat sie das gesamte Gebäude der Druckerei an die Stadt Hettstedt ab. Schon war der Weg frei für die Sanierung eines aufgrund seines Originalzustands deutschlandweit einmaligen Druckereibetriebes. In der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses warb Miche heute Abend ganz unverhohlen dafür, im Falle des Handwerksmuseums eine ähnliche Lösung anzustreben: dass der Eigentümer dieses ohnehin seit Jahrzehnten leerstehende Objekt an die Stadt abtritt und damit den Weg frei macht für eine unkompliziertere Finanzierung des Projektes mit öffentlichen Mitteln für dieses dann in öffentlicher Hand befindliche Gebäude.

Miche gab am Dienstag und heute eine Idee weiter, die ihm der Landtagsabgeordnete Jens Diederichs (CDU-Fraktion, parteilos), der ebenfalls als Gast in die Bauausschusssitzung gekommen war, unterbreitet hatte: „Mit dem Neubau der Feuerwache in diesem oder im nächsten Jahr wird das Objekt in der Obermühlenstraße frei. Hier kann das Handwerksmuseum doch auch untergebracht werden.“ Immerhin liegen in dem Objekt sämtliche Medien an und sind eine Menge Dinge vorhanden, die woanders erst gebaut werden müssten.

Heute Abend wurde jedoch durch den Kämmerer der Stadt Hettstedt bekannt, dass die Stadt ab 2020 aus der Vermietung der Feuerwehr-Immobilie mit jährlichen Einnahmen in Höhe von 20.000 Euro rechnet – und diese in den künftigen Haushaltsentwürfen bereits voll eingeplant hat. Jedoch: Einen Interessenten gibt es bislang noch nicht, und es dürfte auch nicht leicht werden, jemanden zu finden, der monatlich knapp 1.700 Euro (vermutlich netto) für die Nutzung der Garagen und Räumlichkeiten hinzulegen bereit ist.

In der Bauausschusssitzung stimmten die Mitglieder schließlich über die Frage ab, ob der Stadt Hettstedt empfohlen werden solle, das Geschenk der Alten Meister anzunehmen oder es abzulehnen. Nach eingehender Debatte stimmten von fünf Bauausschussmitgliedern drei für die Annahme des Geschenks durch die Stadt Hettstedt, zwei dagegen.

In der heutigen Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses gab es ebenfalls große Bedenken zum Projekt „Handwerksmuseum“. Vor allem zwei Fragen bewegten die Gemüter: die Tatsache, dass das Museum in Gebäuden untergebracht ist, die zwei verschiedenen Eigentümern gehören, und außerdem die kurz- und langfristige Finanzierbarkeit des Projektes. Ein bemerkenswerter Vorschlag kam von Ausschussmitglied Waltraud Hornickel (CDU): Mit Blick auf die in Hettstedt langfristig zu erwartende schwierige Kassenlage schlug sie dem Druckereiverein vor, mal den Gedanken einer Stiftung ins Auge zu fassen. Denn insgesamt sei die Idee dieses Handwerksmuseums, wie es sich bislang darstelle, ganz hervorragend und für Hettstedt ein unglaublicher Gewinn, stimmte sie in den Grundtenor aller Mitglieder des Kultur- und Sozialausschusses ein.

Auf eine Abstimmung mit dem Ziel, eine Empfehlung für oder gegen das Geschenk der Alten Meister aus Eisleben an die Stadt Hettstedt auszusprechen, wurde im Kultur- und Sozialausschuss allerdings verzichtet.
Das Feuerwehrdepot in Hettstedts Obermühlenstraße 12 könnte nach dem Umzug der Technik und Kameraden in den Neubau vielleicht zum Handwerksmuseum umgebaut werden. Die Idee des Landtagsabgeordneten Jens Diederichs könnte helfen, enorme Kosten gegenüber einem Museumsneubau zu sparen. Zudem könnte das traditionsreiche Feuerwehrgerätehaus erhalten werden. Foto: J. Miche (Foto: privat)
Hier zwischen Obermühlenstraße und Mühlgartenstraße stand einst ein Schlachthof. Auf dieser Fläche soll das neue Feuerwehrgerätehaus entstehen. Laut Auskunft der Hettstedter Bauamtsleiterin Susanne Stolze im jüngsten Bauausschuss könnte mit dem Bauen unter Umständen noch 2018 begonnen werden. Der Landkreis stellt hierfür Kredite zur Verfügung. Foto: J. Miche (Foto: privat)
Das Friseurhandwerk ist als Handwerk im wörtlichen Sinne bis heute seinen Traditionen treu geblieben. Und es gibt inzwischen sogar wieder – wie vor mehr als 100 Jahren – Friseure, die in die Wohnungen ihrer Kunden kommen und diesen dort die Haare schneiden. Denn was Friseure können, können nur Friseure, heißt es nicht zu Unrecht in einem Werbespot der Friseurinnung. Foto: J. Miche (Foto: privat)
Eindruck von den Bedingungen, unter denen wertvolles Handwerkszeug, Produkte und Dokumente (hier: Tischler-Innung) im Keller der Kreishandwerkerschaft aufbewahrt worden ist. Ein Museum würde bessere Präsentations- und Lagerbedingungen schaffen. Foto: J. Miche (Foto: privat)
Autor: red

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