Seit dreißig Jahren ist Germania-Coach Andreas Petersen im Trainergeschäft und begonnen hat die Karriere hier im AKS. Als Co-Trainer von Albert Krebs errang der Ex-Spieler Petersen seinen ersten Meriten. Inzwischen ist er nicht nur einer der angesehensten Trainer Mitteldeutschlands, sondern hat auch mit dem Freiburger Bundesligaprofi Nils Petersen den mit Abstand berühmtesten Sohn...


nnz: Andreas Petersen, Sie haben Ihre Zielstellung Wiederaufstieg in zwei Jahren, die Sie bei Amtsantritt vorgegeben hatten, um ein Jahr vorgezogen. Sind Sie selbst überrascht?

A. Petersen: Ja, total. Wir sind mit einer nagelneuen Mannschaft gestartet und hatten in der Saison mit einer bärenstarken Chemie-Mannschaft zu tun. Letztlich haben wir es Jena und der Relegation zu verdanken und freuen uns jetzt natürlich riesig, wieder zurück zu sein in der Regionalliga.


nnz: Es gibt einen Ligakollegen (Michael Hiemisch in Auerbach), der traut der Germania die Rolle eines Geheimfavoriten zu. Was sagen Sie dazu?

A. Petersen: Der muss Tabletten genommen haben, die nicht gut sind. Oder irgendwelche andere Drogen. Wenn wir souverän durch die Oberliga marschiert wären … - aber so wie es lief sind solche Aussagen wirklich unglaublich. Wir sind keinesfalls so stark und im Gegenteil sehr demütig, gerade nach dem Abstieg im letzten Jahr. Für uns zählt nur der Klassenerhalt.

nnz: Wie gut Andreas Petersen immer noch den Markt beobachtet, haben wir im Winter gesehen, als Phillip Blume, bei Wacker kaum ausgemustert, sofort in Halberstadt unterschrieb. Wie ergiebig ist der Spielermarkt in Mitteldeutschland momentan?

A. Petersen: Momentan ist er wahnsinnig überschwemmt. Was es jetzt gerade für Angebote von Beratern, Spielern, anderen Trainern und sonst wem gibt, ist noch nie so dagewesen und zeigt, wie beliebt die Regionalliga ist. Für uns spricht, dass wir 15 Jungs behalten und uns nur punktuell verstärkt haben.

nnz: Die größeren Vereine der Regionalliga West wollen am liebsten eine zweigleisige 4. Liga einführen, damit die Meister auch aufsteigen können? Wie bewerten Sie als Vertreter eines eher kleineren Clubs den Vorstoß?

A. Petersen: Da gibt es kein Patentrezept. Einer begrüßt es, der andere nicht. Mit den vielen Ideen dazu können sich nie alle anfreunden. Wenn es aber so von der Mehrheit beschlossen wird, dann nehmen wir es an. Viele kleinere Vereine, für die momentan die Regionalliga eine Superplattform ist, würden dabei aber ins Gras beissen. Ich habe eine solche Teilung mit Walkenried erlebt und wir haben die Ligazugehörigkeit um einen Punkt verpasst. So etwas ist extrem bitter.

nnz: Ihre Nordhäuser Zeit liegt schon eine ganze Weile zurück. Haben Sie noch Kontakte in Nordhausen zu alten Mitstreitern?

A. Petersen: Ja, da gibt es immer noch Vertraute. Ich habe mir auch nichts vorzuwerfen bezüglich Nordhausen. Bei meinem Weggang waren die Bedingungen nicht mehr erfüllt, hier meine Brötchen zu verdienen. Ich habe Nordhausen alles zu verdanken. Wenn mich Udo Hoffmann und Klaus Becker damals nicht geholt und mir eine Trainerausbildung ermöglicht hätten, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

nnz: Zum Auftakt steigt für Sie gleich das Harzderby beim favorisierten FSV Wacker 90. Welche Chancen rechnen Sie sich hier aus?

A. Petersen: Es gibt leider kein „Wünsch dir was“ und ich hätte das gern vermieden am 1. Spieltag. Aber andererseits rechnet man sich auch als Außenseiter immer eine Chance aus. Ich mag den alten Fuchs Volkan Uluç sehr und weiß, dass der einen Plan haben wird. Aber ich habe auch einen und ich glaube, in dieser Liga kann jeder jeden schlagen.