eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mo, 14:40 Uhr
16.05.2016
Kommentar zum ESC

Musik verbindet

Einstmals, im real existierenden Sozialismus, gab es das „Festival des politischen Liedes“. Dort wurde viel über den Frieden und den weltweiten Sieg des Marxismus-Leninismus gesungen. Aber auch der ehemalige Grand Prix de Chanson, der jetzt vereinfacht European Song Contest (ESC) heißt, war in seiner langjährigen Geschichte nie ganz unpolitisch und mitunter kann man den Beliebtheitsgrad einzelner Teilnehmerländer noch heute recht gut an den Bewertungen der anderen europäischen Länder bemessen (siehe Deutschland in den letzten beiden Jahren).

Nun also kämpften die veranstaltenden Fernsehstationen 2016 entschlossen wie einst Angela Merkel als FDJ-Sekretärin - für ihre Namensvetterin Angela Davis - in unverbrüchlicher internationaler Solidarität für die Befreiung der Krim und der dort eingekerkerten Tataren, deren ältere Generation seit dem Frühjahr 2014 mit einer höheren Rente und einer gesicherten Lebensmittelversorgung auskommen muss. Die Sängerin dieses Volkes, die sympathische Ukrainerin Jamila, hat sich mit ihrem hoch aktuellem Geschichtssong „1944“ in die Herzen der Europäer gesungen - jedenfalls in die Herzen der Jurymitglieder der 28 öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen. Das Publikum hat anders votiert, aber das hat ja auch viel weniger popmusikalisches Fachwissen als die Schlager-Experten und es fehlt ihm ein exaktes Verständnis von politischer Korrektheit und den Erfordernissen des Tages.

In Stockholm hätten dieses Jahr alle verbliebenen europäischen Länder (wie erstaunlicherweise auch Australien neuerdings) je drei vollbärtige Frauen auf die Bühne stellen können - es hätte ihnen nichts genützt.

Die 28 freien, völlig unabhängigen europäischen Sendeanstalten, freuen sich seit Samstagnacht schon auf die Austragung des nächsten ESC im Jahre 2017, der selbstverständlich auf der ukrainischen Krim stattfinden wird. Nach so einem grandiosen Kultursieg europäisch-tatarischer Sangeskunst müssen die Russen die Halbinsel einfach wieder rausrücken an die friedliebenden Kiewer Demokraten um Präsident Poroschenko! (Der wird bis dahin noch schnell die Stromblockade der Krim beenden, damit die nächsten ESC-Teilnehmer nicht wirklich singen müssen und ihre „Show“ im Dunkeln unsichtbar bleibt.)

Natürlich sind die Russen wie immer schlechte Verlierer und wittern einmal mehr eine Verschwörung hinter der absolut objektiven Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Jury. Aber das tun die ja dauernd, egal ob es sich um so harmlose Dinge wie NATO-Osterweiterung, neue amerikanische Atomraketen oder EU-Wirtschaftssanktionen handelt.

Doch auch in diesem aktuellen Fall übler russischer Propaganda gilt: Die öffentlich verbreitete Meinung ist nicht immer identisch mit der Meinung der breiten Öffentlichkeit.
Olaf Schulze
Autor: nnz

Kommentare
Zukunft
16.05.2016, 15.44 Uhr
Genau
Super Kommentar. Was ist heute noch unabhängig?

Sogar bei einem Songwettbewerb , wird es so hin geschoben, wie es passen muss. Ich habe den Wettbewerb gesehen und die Gesangsleistung der Siegerin fand ich nicht besonders.

Die Zuschauer haben den Vertreter Russlands vorn gesehen. Aber was hat schon der Zuschauer zu sagen?

Da haben sich die öffentlich -rechtlichen Sender aber blamiert und brauchen sich nicht über dahin schmelzendes Vertrauen zu wundern.
Vogelfänger
16.05.2016, 16.18 Uhr
Ein schlechter Verlierer heißt Olaf
Ach Olaf, mach Dir doch nichts draus. Ich habe auch fünfundzwanzigmal für die russische Matroschka angerufen. Die Mädels und Jungs aus den Sowjetrepubliken sicher auch. Keiner mag uns. Früher konnten wir uns die Punkte hin und her schieben. Heute passen die Nato-Trolle auf Olaf! Dumm gelaufen.
Leser X
16.05.2016, 18.07 Uhr
Es war grauenvoll!
Ich habe mir diese Veranstaltung nur aus Rücksicht auf meine Gastgeber angetan. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal einen so endlos langen und tristen Abend erlebt zu haben. Einfach grauenvoll!

Das war keine internationale Vielfalt, sondern ein trister Wischi-Waschi-Einheitsbrei. Ein Lied klang, wie das andere hieß. Gleichgeschaltet wie das ganze Europa. Und der deutsche Platz Null war auch verdient. Wenigstens die Töne sollte man schon halten, sonst reicht es nicht mal zur Aufnahme in einen mittelprächtigen Chor...

Ich kann mich noch erinnern, als vor langer Zeit ein Mädel namens Nicole ihre Gitarre nahm und einfach nur sang. Ohne bunten Klunker sondern nur mit ihre authentischen Stimme. Heute muss alles bunt, laut und schrill sein. Das ist der Zustand des Mainstream-Europas ins Musikalische übersetzt.

Ich hielt nicht bis zum Ende durch und war am anderen Morgen bei den Nachrichten auch überhaupt nicht überrascht über das "Ergebnis". Nicht nur, dass das "Niveau" unter aller Sau war. Auch politisch lief es "korrekt".
henry12
16.05.2016, 19.40 Uhr
ESC
Bezeichnend zum Artikel von Olaf Schulze ein Auszug aus einem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung vom Wochenende :
" Erfreulich auch, dass der favorisierte russische Hundekuchenbäcker Sergej Lazarov mit seiner unangenehmen, von visuellen Spezialeffekten aufgepusteten Poser-Pop-Nummer „You are the only one“ auf Platz Drei das Nachsehen hatte."
Herr Taft
16.05.2016, 20.35 Uhr
ohhhh...Verschwörung !!!!!!
Lest ihr eigentlich mal was ihr da schreibt, Liebe Vorkommentatoren ????

Beim ESC geht es um - Achtung - ....Nichts !

Aber klar die Bilderberger sitzen in Bielefeld im UFO mit Aluhütchen auf dem Kopf neben Elvis und JFK und manipulieren mit grimmer Miene einen Gesangswettstreit. *haumichwech*
I.H.
16.05.2016, 20.55 Uhr
Welche Überraschung!!!
Seit der Wende und den ganzen nachfolgenden Operettenstaaten von Jugoslawien und dem zerbröselndem Russki-Reich ist der ESC nur noch ein Politikum! Die schieben sich seit 25 Jahren gegenseitig die Punkte so zu, dass sie abwechselnd gewinnen. Schön, dass Olaf Schulze das heute nach 25 Jahren Ostblock-Betrug auch schon feststellt. Hat ziemlich lange gedauert, dass er das schnallt.
henry12
17.05.2016, 09.24 Uhr
Glückskeks
Vll. sollte man sich vorab informieren, was
"Bilderberger " bedeutet.
Haudichwech ! Setzen !
Herr Taft
17.05.2016, 21.54 Uhr
Ach henry
Ich weiß sehr genau, wer und was die bilderberger sind. Mir ging es nur um diese verschwörungstheoretisiererei hier... und genau der fallen die bilderberger ebenso immer zum Opfer. Analogie verstanden ? Von a nach c denken, Ohne über b zu gehen, naja...Kann halt nicht jeder :-)
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr